Chronik über das Vereinsleben "Lamberti-Mark"
[1908 - 1948] [1949 - 1958] [1959 - 1968] [1969 - 1978] [1979 - 1983] [1983 - ]
Die alte Fahne von 1908

Am 23. August im Gründungsjahr 1908 wurde das erste Schützenfest des Schützenvereins Lamberti-Mark gefeiert. Nachmittags um 15.30 Uhr nahm der 1. Vorsitzende und Präsident Johann Westefehr die Fahnenweihe vor.
Danach ging es unter dem Kommando des Hauptmanns Albert Eppink in geschlossenem Marsch zum Schießstand, wo als erster König der Vereinsgeschichte Herr Johann Westefehr den Meisterschuß tat und seine Gattin Hermine geb. Oonk zur Königin nahm. Nach Proklamation des Königspaares, erfolgte der Marsch zum Festzelt, wo ein gemütlicher Tanzabend stattfand.

Nach der Neugründung und des starken Zuspruchs wurde das Vereinsleben so aktiv, daß man jährlich ein Schützenfest von zweitägiger Dauer feierte. Diese Feste konnten nach Einsicht in noch allen vorhandenen Protokolle in schöner Harmonie gefeiert werden. Der Jahresbeitrag betrug 1,50 Mark pro Mitglied und für jugendliche Schützenbrüder, die im Schützenfestjahre 18 Jahre alt wurden, 1,-- Mark. Im Jahre 1909 war Mitbegründer Johann Wellermann Oberst. Karl Westefehr (Sohn des Gründers) tat den letzten Schuß und nahm sich Fräulein Elisabeth Telker zur Königin. Bereits in diesem Jahr sprach man davon, daß viel getanzt und gefeiert wurde und das Fest sich bis in die frühen Morgenstunden hinzog. In den folgenden Jahren bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges trugen sich folgende Schützenbrüder als Könige in die Vereinsgeschichte ein: 1910 Bernhard Jennebuer und Gattin, 1912 Bernhard Brink und Gattin, 1914 Heinrich Janning und Fräulein Epping.

Bereits im Jahre 1911 wurde auf der Versammlung am 30. 1. beschlossen, daß alle Schützenbrüder statt Mützen Hüte während der Festumzüge tragen sollten. Darüber hinaus wurde der Beschluß gefaßt, eine Vogelstange im Vereinsbezirk zu errichten. In der Voradventszeit dieses Jahres wurde die erste Kinderbelustigung für den Nachwuchs des Vereins durchgeführt. Auf der Generalversammlung am 3. 7. 1912 übergaben Vereinsdamen dem Vorstand Geld zur Anschaffung einer Schleife, die beim Stiftungsfest zum 5-jährigen Bestehen im folgenden Jahr von den alten Königinnen Frau Westefehr und Frau Jennebuer sowie vier Ehrendamen an die Vereinsfahne geheftet wurde.

Während des 1. Weltkrieges und der schweren Nachkriegsjahre von 1914 bis 1922 ruhten alle Schützenfeste. Bereits 1919 versuchte man durch erste Versammlungen der Schützenbrüder das Vereinsleben zu aktivieren. Man schaffte eine Ehrentafel für die im Felde gebliebenen Schützenkameraden an.

Im Jahre 1921 wurde das Vereinsleben rege, indem für die Kleinen des Vereins eine Kinderbelustigung abgehalten wurde und für die Schützenbrüder und Damen des Vereins ein Ball stattfand. Im Juli 1922 wurde nach harten Nachkriegsjahren wieder das erste Schützenfest gefeiert. Die Festwirte Austermann und Wösting hatten bereits ein Zelt und stellten es dem Verein für das Schützenfest zur Verfügung. Der Oberst Anton Intfeld konnte in diesem Jahr eine große Anzahl Schützenbrüder begrüßen, die während des Festes kräftig mitfeierten. Um die Königswürde rang man sehr lange, es konnte August Ahlers zum König proklamiert werden, der seine Gattin zur Königin erkor.

Auf einer Generalversammlung im Jahre 1922 wurde der scheidende 1. Vorsitzende Johann Wellermann zum ersten Ehrenvorsitzenden des Schützenvereins Lamberti-Mark ernannt. Sein Nachfolger im Amt des 1. Vorsitzenden wurde August Ahlers. Im Jahre 1924 wurde wiederum ein harmonisches Schützenfest gefeiert. Die Königswürde errang in diesem Jahr Johann Wellermann, der seine Gattin zur Königin nahm.

Die wohl kürzesten Vogelschießen der Vereinsgeschichte fanden im Jahre 1925 und 1927 statt. Im Jahre 1925 absolvierte Engelbert Frermann bereits nach sechs Minuten als 19-jähriger den Königsschuß und nahm Fräulein Elisabeth Wellermann zur Königin. Beim nächsten traditionellen Schützenfest ihm Jahre 1927 errang Anton Hülsmann die Königswürde. Als Königin stand ihm Fräulein Katharina Krabbe zur Seite. Die Bewirtung auf dem Festzelt hatte Vereinswirt Pieper, der bereits seit 1912 als Wirt das Vereinslokal des Schützenvereins Lamberti-Mark führte.

Am 14. August 1927 nahm eine große Abordnung des Schützenvereins Lamberti-Mark am Gründungsfest des Schützenvereins Einigkeit teil. Man brachte als Gastgeschenk einen silbernen Fahnennagel mit. Nach dem Fest-marsch und einem kameradschaftlichen Umtrunk, marschierte man in geschlossener Ordnung in den Vereinsbezirk zurück. Unter Leitung des Ehrenvorsitzenden Johann Wellermann wurde die Fahne ins Vereinslokal Pieper gebracht und man ging hiernach frohgestimmt auseinander. Am 24. und 25. Juni 1928 feierte der Schützenverein Lamberti-Mark sein 20-jähriges Bestehen. Die Mitgliederzahl betrug zu der Zeit rund 100 Schützenbrüder. Bereits eine Woche vorher wurde zum ersten Mal die Fahne zur vereinseigenen Vogelstange gebracht, die in den Wochen vor dem Fest von einigen aktiven Mitgliedern errichtet wurde.

Der vom 2. Kassierer Franz Elfers angefertigte übergroße Vogel wurde nach hartem Ringen vom Schützenbruder Gustav Girnus abgeschossen, der seine junge Frau zur Königin wählte. Am Festabend hielten die geladenen Gäste, u.a. Herr Wieschebrink und Herr Fasen, eine Ansprache, die vom Vorsitzenden August Ahlers und vom Ehrenvorsitzenden Johann Wellermann erwidert wurde. Für seine Treue und seine Verdienste wurde Richard Wieschebrink zum Ehrenmitglied ernannt, er stiftete den heute noch vorhandenen silbernen Vogel an der Königskette.

Die Tanz- und Marschmusik wurde erstmals von der heute noch allen gut bekannten "Intfeldschen Kapelle" vorgetragen. Im Jahre 1929 errang Josef Hüntemann die begehrte Königswürde, Fräulein Adelheid Herzig wurde als Königin gekrönt. Festwirt dieses Schützenfestes war Heinrich Elshoff, Langenhorst, der am Montag zum Frühschoppenkonzert Schützenbrüder nebst Frauen zum kostenlosen Essen und Trinken nach Langenhorst einlud.

Trotz schwieriger Zeiten wurde 1931 auf einem 650 qm großen Festzelt des Zeltverleihers und gleichzeitigen Festwirtes Hubert Elkemann, Graes bei Ahaus, an drei Tagen ein harmonisches Schützenfest gefeiert. Die Königswürde errang nach hartem Ringen das älteste Vereinsmitglied Franz Pohl mit 71 Jahren, der sich seine Frau Emma zur Königin nahm.

Das erste Vereinsjubiläum - 25 Jahre Vereinsgeschichte - wurde vom 8. bis 10. Juli 1933 gefeiert. Alle Schützenbrüder zogen zum Gedenken der gefallenen Kameraden unter Vormarsch der Intfeldschen Kapelle bei Einbruch der Dunkelheit - jeder mit einer Pechfackel ausgestattet - zum Kriegerdenkmal an der Kirche. 15 Schützenbrüder waren im ersten Weltkrieg gefallen. Dieser gedachte man mit einem Lorbeerkranz mit Schleife. Am Festsonntag waren alle zehn geladenen Nachbarvereine mit ihren Abordnungen anwesend. Im Anschluß an den imposanten Festumzug marschierten die Mitglieder unseres Jubelvereins in Richtung Vogelstange. Viele geladene Gäste, u.a. Bürgermeister Dr. Linnhoff, nahmen am Festzug und an den Feierlichkeiten teil. Die Damen des Vereins stifteten einen Silberkranz für die Fahne; Bürgermeister Dr. Linnhoff, von der Gemeinde Ochtrup, stiftete für die Königskette eine silberne Plakette. Die Gastvereine übergaben je einen Fahnennagel.

Einer der jüngsten Schützenbrüder des Vereins, nämlich Bernhard Stücker, trug sich als Jubelkönig in die Chronik des Vereins ein, zur Königin nahm er seine Braut Fräulein Maria Scheipers.

Am Abend schloß sich ein gut besuchter Festball an. Am Montagmorgen wurde bei starker Beteiligung in den Laurenzschen Waldanlagen ein Faß Freibier aufgelegt. Nachmittags bewirtete der Vorstand die Vereinsdamen mit einer reichlich gedeckten Kaffeetafel. Zur gleichen Zeit wurden die Kinder ebenfalls mit Kuchen und Süßigkeiten beschenkt. Der Abend stand ganz im Zeichen des Festballes, der erst in den frühen Morgenstunden endete. Einem Protokoll des Jahres 1934 konnte man erstmals die festgelegten Grenzen des Vereinsbezirks Lamberti-Mark entnehmen, die im Großen und Ganzen noch heute Gültigkeit haben.

In den Jahren 1934 bis 1948 gab es aufgrund eines Zwischenberichts keinen Schützenverein in Ochtrup. Auf Beschluß der NSDAP wurden vom Ortsgruppenleiter Goebel und dem damaligen Amtsbürgermeister Dr. Linnhoff sämtliche Schützenvereine des Stadtbezirkes Ochtrup zu einer Schützengilde zusammengeschlossen. Die Selbständigkeit der Vereine hatte somit aufgehört zu bestehen. Der Schützenverein Lamberti-Mark wurde als 1. Kompanie der Schützengilde zugeteilt und der Vereinsvorstand außer Kraft gesetzt. Jedem Verein wurde ein alleinbefehlender Hauptmann zugeteilt. Für den Schützenverein Lamberti-Mark war es Panzergrenadier Josef Wenningmann. Bereits im Jahre 1934 wurde - so den Annalen zu entnehmen - auf dem Marktplatz ein großes Pleiteschützenfest gefeiert, wobei Dr. Neukirch als gerngesehener König den letzten Schuß tat. Durch den Klassenunterschied in der zwangsweise gegründeten Schützengilde konnte von gemütlichem Feiern keine Rede sein. Das Ende der Gilde war bereits nach diesem Fest abzusehen.

Dieses veranlaßte den Schützenverein Lamberti-Mark, trotz des Verbotes intern sein eigenes Fest zu feiern. Es gibt hierüber zwar keine Protokolle, doch von älteren Vereinsmitgliedern war zu erfahren, daß zwei Tage schön gefeiert wurde und Schützenbruder Heinrich Rasing die Königswürde errang. 1935 feierte man zwar das zweite Gildeschützenfest, aber auch das letzte. Trotz des guten Willens der einzelnen Hauptmänner und Offiziere, war die Gilde nicht mehr zu retten und die Auflösung beschlossen. Der Kassenbestand wurde der N.S.V. zur Verfügung gestellt, gleichzeitig versuchten die einzelnen Schützenvereine sich neu zu formieren und aufzubauen. Der Schützenverein Lamberti-Mark ließ sich nicht unterkriegen und feierte bereits 1937 sein eigenes Schützenfest. Der Verein wurde übergangsweise vom Schützenbruder und damaligen Hauptmann der kurzen Gildezeit Josef Wenningmann weitergeführt. In kameradschaftlicher Weise und bekannter Harmonie wurde ein schönes vereinsinternes Schützenfest gefeiert, wobei Oskar Vogel König wurde und seine Gattin zur Königin nahm.

Kurz vor Ausbruch des II. Weltkrieges wurde 1939 im Sommer nochmals ein bescheidenes aber sehr gemütliches Schützenfest gefeiert. Heinrich Richter tat den Königsschuß und erkor seine Gattin zur Königin. In der Zeit von 1939 bis 1947 wurde aufgrund des II. Weltkrieges und der Nachkriegswirren kein Fest gefeiert. Der größte Teil des Vereinseigentums ging verloren. Der Umsichtigkeit einiger Mitglieder ist es zu verdanken, daß bei der ersten Nachkriegsversammlung im Juli 1947 der Schützenverein Lamberti-Mark noch drei Uniformröcke und vier Schützenhüte sein Eigen nennen konnte. Besonders erfreulich auf dieser Versammlung war die starke Beteiligung der Jugend, die nach einem Rückblick auf das Vereinsleben die vereinsinterne Arbeit ihrer Väter voll anerkannte. Der alte Vorstand des Jahres 1933 stellte sich dem Verein wieder voll und ganz zur Verfügung und konnte seine Arbeit anläßlich einer Versammlung am 27. Juli 1947 im Vereinslokal Bücker, auf der über 80 Mitglieder erschienen waren, wieder aufnehmen. Man beschloß, noch unbedingt in dem Jahr ein Schützenfest zu feiern. Man einigte sich auf den 5. 10. 1947 und beschloß für dieses Jahr ab Juli 1947 einen Mitgliedsbeitrag pro Schützenbruder von 1,-- Mark zu kassieren. Die Kosten des Schützenfestes wurden durch Umlage finanziert. Da kein Zelt zu beschaffen war, wurde im Saal Fischer gefeiert. Das Fest verlief unter der glänzenden Übersicht von Oberst Karl Scheitz und Hauptmann Clemens Scho bei froher Laune und guter Harmonie. Aufgrund des Verbots der Militärregierung durfte nicht geschossen werden. Die Vogelbauer Albert Timmermeester und Heinrich Veldhuis zauberten jedoch einen aus Torf gefertigten Vogel, der aber nach außen einen stabilen Eindruck machte. Der Vogel wurde mit einer 10 Pfund schweren Eisenkugel beworfen. Die Königswürde errang bei diesem ersten Nachkriegsschützenfest von Lamberti-Mark Theodor Engbers, der seine Gattin Josefine geb. Löbbering zur Königin erkor.

Anläßlich der Generalversammlung am 24. 2. 1948 im Vereinslokal Bücker wurde nach lebhafter Debatte beschlossen, das 40-jährige Vereinsbestehen mit einem Schützenfest zu feiern. Der Vorstand wurde beauftragt, dieses Fest zu organisieren. Die reichlich vorhandene Reichsmark hatte kaum noch Kaufkraft. Man munkelte bereits von einer neuen Währung. In den Textilbetrieben wurden Bezugsmarken für Stoffe herausgegeben. Es wurde einstimmig beschlossen, daß jedes Mitglied einen Meter Stoff = 10 Punkte für den Schützenverein opfern solle. Zu einem Preis von 1.200 RM und zusätzlich 73 Meter Stoff wurde beim Zeltverleih Gebr. Langelar, Ramsdorf, ein Zelt angemietet. Acht Tage vor dem geplanten Fest, am 20. Juli 1948, gab es die neue Deutsche Mark. Somit war für die Planung und Ausführung des Festes kein Geld vorhanden. Intensive Verhandlungen und Bemühungen führten jedoch zum Schützenfesttermin acht Tage nachdem die DM geboren war. Mit dem Versprechen des Vorstandes, die Bewirtung und Bewirtschaftung für zwei Feste zu erhalten, übernahm der Schützenbruder Bernhard Bosma und Anton Gerdes dieses wage Unternehmen. Alle Mitglieder des Schützenvereins und auch die bestellten Wirte waren nach Abschluß voll zufrieden. Dem Protokoll ist zu entnehmen, daß ein ganz tolles Schützenfest gefeiert wurde, wie man es in den zurückliegenden 40 Jahren nicht erlebt hat. Da der Schützenverein durch den Umstand der neuen Währung neun Tage Besitzer eines Zeltes war, galt sechs Tage das Motto "Musik, Tanz, Humor und Stimmung", und das am Anfang ohne Bargeld zu besitzen. Bei der Endabrechnung des Festes blieb noch soviel Geld übrig, daß für harte Währung der Schützenverein Lamberti-Mark zehn weiße Hosen und zehn Schärpen für Offiziere anschaffen konnte. Aufgrund dieser besonderen Ereignisse möchten wir diesen Aktiven-Vorstand und den Festvorstand einmal namentlich nennen:

Vorstand:
1. Vorsitzender August Ahlers
2. Vorsitzender Karl Westefehr
1. Schriftführer Franz Vergers
2. Schriftführer Bernhard Laurenz
1. Kassierer Clemens Scho
2. Kassierer B. Albersmann
Beisitzer Heinrich Veldhuis und Albert Timmermeester

Festvorstand:
Oberst Karl Scheitz
Hauptmann Karl Westefehr
Adjutanten Willi Ahlers und Josef Bussmann
Königsoffiziere Werner Laurenz und Theo Timmermeester
Fahne Kurt Ordelmans
Fahnenoffiziere Clemens Scho und Karl Wenning

Den hart umkämpften Königsschuß tat anläßlich dieses großartigen Festes Schützenbruder Heinrich Op de Bekke, der seine Gattin Franziska geb. Hümke zur Königin nahm.

Bereits vor dem Fest wurde 1948 erstmals nach dem Krieg am Ostersonntag, bei guter Beteiligung seitens der Bevölkerung und der Bewohner des Vereinsbezirks Lamberti-Mark, der Poaskenstaken abgebrannt. Aus voller Kehle wurden alle bekannten kirchlichen Osterlieder mit Begleitung der Intfeldschen Kapelle gesungen. Der Poaskenstaken wurde nach dem Abbrennen meistbietend versteigert.

zurück zum Anfang (1908)