So hat alles angefangen - Schützenvereins Lamberti-Mark gründet sich am 10. Mai 1908
Johann Westefehr hat den Anfang gemacht, und er ist vermutlich das Vorbild mancher heutiger Mitglieder: Er holt am Nachmittag des 23. August 1908 beim ersten Schützenfest des gerade am 10. Mai gegründeten Schützenvereins Lamberti-Mark den Vogel von der Stange. Er ist damit der Regent der ersten Stunde. Seine Frau Hermine, geborene Oonk, ist die erste Königin des Vereins.
Zufall oder nicht? Johann Westefehr ist auch der erste Präsident von Lamberti-Mark. In der im Stadtarchiv hinterlegten Ur-Satzung unterschreibt der Portier Westefehr als erster, gefolgt vom stellvertretenden Vorsitzenden Joh. Wellermann (Beruf: Anstreicher), von Schriftführer Hein. Löffelt (Weber), Kassierer Gerh. Liesbrock (Schreiner) sowie den Beisitzern Gerh. Stenneve, Karl Reining und Gerh. Otto (alle Weber).
Sie führen den Verein, auf dessen Mitgliederliste anfangs 74 Namen stehen, durch die Gründungszeit.
Schützenvereine sind Traditionsvereine. Das verrät der Blick in die Chronik ganz deutlich: Beim ersten Schützenfest weiht Johann Westefehr am Nachmittag die Fahne. Danach geht es unter dem Kommando von Hauptmann Albert Eppink zum Schießstand. Nach dem Königsschuss und der Proklamation des Königspaares marschiert der Verein zum Festzelt, „wo ein gemütlicher Tanzabend stattfand", wie es in der Festschrift heißt, An diesem Ablauf hat sich bis heute wenig geändert. Ein wesentlicher Unterschied: Das Schützenfest dauert nur einen Tag.
Das ändert sich jedoch schnell: Weil der Verein rasch wächst, entschließt sich der Vorstand, die Feierlichkeiten auf zwei Tage auszudehnen. „Diese Feste konnten nach Einsicht in noch alle vorhandenen Protokolle in schöner Harmonie gefeiert werden.
Der Jahresbeitrag betrug 1,50 Mark pro Mitglied und für jugendliche Schützenbrüder, die im Schützenfestjahre 18
Jahre alt wurden, eine Mark", schreibt der Schützenverein Lamberti-Mark in seiner Festschrift zum 100. Geburtstag.
1909 ist Mitbegründer Johann Wellermann Oberst. Schützenkönig wird Karl Westefehr, der Sohn des Gründungsvaters, der sich Fräulein Elisabeth Telker zur Königin nimmt. „Bereits in diesem Jahr sprach man davon, dass viel getanzt und gefeiert wurde und das Fest sich bis in die frühen Morgenstunden hinzog", heißt es in der Festschrift: Auch das hat sich bis heute erhalten.
1911 beschließt der Verein auf einer Versammlung am 30. Januar, eine Vogelstange im Vereinsbezirk zu errichten. Und in der Vorweihnachtszeit des gleichen Jahres gibt es ein Ereignis, das nach wie vor in den Kalender heutiger Schützenvereine gehört: Kinderbelustigung. Es bleibt in den Folgejahren fester Bestandteil des Vereinslebens.
Auf der Generalversammlung am 3. Juli 1912 übergeben Frauen des Vereins dem Vorstand Geld zum Kauf einer Schleife, die beim Stiftungsfest zum fünflährigen Bestehen ein Jahr später von den alten Königinnen Frau Westefehr und Frau Jennebuer sowie vier Ehrendamen an die Vereinsfahne geheftet wird.
Während des Ersten Weltkrieges und der schweren Nachkriegsjahre bis 1922 ruhen die Schützenfeste, aber schon 1919 wird über die ersten Versammlungen berichtet. Als es 1922 mit den Festen weitergeht, stellen die Festwirte Austermann und Wösting erstmals ein Zelt zur Verfügung. Die Mitglieder ringen sehr lange um die Königswürde. Schließlich wird August Ahlers zum König proklamiert.
Auf einer Generalversammlung 1922 ernennen die Mitglieder den scheidenden ersten Vorsitzenden Johann Wellermann zum ersten Ehrenvorsitzenden des Schützenvereins Lamberti-Mark. Sein Nachfolger ist August Ahlers.
Die kürzesten Vogelschießen der Vereinsgeschichte finden 1925 und 1927 statt. Ein Beispiel: 1925 absolviert Engelbert Frermann (19 Jahre alt) bereits nach sechs Minuten den Königsschuss und nimmt Fräulein Elisabeth
Wellermann zur Königin. Beim nächsten Fest 1927 erringt Anton Hülsmann die Königswürde.
Am 24. und 25. Juni 1928 feiert der Schützenverein Lamberti-Mark sein 20-jähriges Bestehen. 100 Schützenbrüder gibt es inzwischen. Den vom zweiten Kassierer Franz Elfers angefertigten, übergroßen Vogel schießt Gustav Girnus ab. Am Festabend halten die geladenen Gäste, darunter Richard Wieschebrink eine Ansprache. Wieschebrink wird schließlich für seine Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. Er stiftet den heute noch vorhandenen silbernen Vogel an der Königskette. Die Tanz- und Marschmusik trägt bei diesem Fest erstmals die heute noch bekannte „Intfeld'sche Kapelle"
vor.