Markt mit Charme - "Heißer Lamberti" war trotz frühlingshafter Temperaturen der Renner im Austeresch
Tageblatt für den Kreis Steinfurt 06.07.2015
Ochtrup - Es dauert lange, sehr lange. Das Vogelschießen beim Schützenverein Lamberti-Mark zog sich am Sonntagabend über vier Stunden hin. Am Ende sicherte sich Ludger Wiechers die Königswürde.
Jetzt bei Licht betrachtet war das Vogelschießen am Sonntag ein Marathon, ein Lamberti-Mark-Marathon, um genau zu sein. Und dabei war es schon ganz schön dunkel, als Ludger Wiechers mit dem 453. Schuss dem zähen Geier oben im Kugelfang endlich Beine machte. Ziemlich geschafft, aber glücklich schloss der erste Vorsitzende des Schützenvereins seine Frau und Mitregentin Maria sowie die Kinder Linda und Tobias in die Arme. Vier Stunden durchaus gezielte Knallerei - in der Zeit laufen andere einen Marathon, manche sogar zwei Mal.
„Ich hätte eigentlich mal Bock, Schützenkönig zu werden", hatte Wiechers mit einem verschmitzten Lächeln kurz nach 16.30 Uhr bei seinem Ehrenschuss herumgeflachst. Das gab die allgemeine Stimmung wieder. Viele Verantwortliche und Schützenbrüder marschierten angeführt vom Spielmannszug Lamberti und der Stadtkapelle Ochtrup auf den Schützenplatz im Austeresch, wo schon viele große und kleine Zuschauer sehnsüchtig darauf warteten, dass das von den Schießwarten Alfred Wortmann und Alfons Lohlammert wacker organisierte Kräftemessen mit dem Luftgewehr begann. Die Zahl derer, die dem von Alfred Timmermeester gestalteten Vogel eins überbrennen wollten, war stattlich und artig aufgereiht.
Aber bald nach den ersten Trophäen wurde deutlich, da oben hängt ein harter Hund als Vogel. Nach einer Stunde und gut 45 Minuten sammelte Oberst Markus Heuer die Ehrgeizigen, Zielsicheren und Ernsthaften um sich - und bat zum Finale. Wenn der gewusst hätte, wie lange sich dieser Endspurt in Wirklichkeit noch hinziehen sollte.
Das hinderte Wiechers, Alfred Post, Heiko Krabbe, Carsten Vennebernd, Christoph Lütkehermölle, Martin de Bor, Guido Eschhues und Thomas Wissemborski aber nicht daran, es immer wieder zu versuchen. Und sie zielten gut und trafen häufig, aber es schien, als wenn der Vogel den Schützen frech die Zunge herausstreckte. Zwischendurch brachten die ersten Anwärter Steine mit zur Vogelstange, denn vor den Schrotkugeln schien die Krähe anscheinend keinen Respekt zu haben. Der ein oder andere musste gar auf Steine klettern, um passgenau über Kimme und Korn zu zielen. Schlussendlich klappte es dann aber doch irgendwann. Um 21.39 Uhr hatte Ludger Wiechers nach einem wirklich Nerven raubenden Wettbewerb die berühmte Nase vorn.