„Ich lebe und sterbe für unseren Schützenverein

"Ich lebe und sterbe für unseren Schützenverein"

Der erste Vorsitzende des Schützenvereins Lamberti-Mark, Rainer Engbers, sieht in der Tradition das Grundgerüst für ein erfolgreiches Vereinsleben.

Was macht das Leben in einem Schützenverein aus, warum bürdet man sich das Amt des ersten Vorsitzenden auf, und wie ist es eigentlich um die Zukunftschancen bestellt? Unsere Mitarbeiterin Anna-Maria Kramer sucht das Gespräch mit Rainer Engbers, erster Vorsitzender des Schützenvereins Lamberti-Mark, und fand Antworten.

Wie lange gehören Sie schon zu den Lamberti-Mark-Schützen?

Rainer Engbers: Seit 1979 bin ich dabei. Damals war ich 18 Jahre alt. Für mich geht die Mitgliedschaft auf eine Familientradition zurück. Mein Vater ist schon so viele Jahre bei Lamberti-Mark und hat das 50-jährige Jubiläum miterlebt. Meine Geschwister folgten ihm ebenso wie ich.

Sein Vater erlebte bereits das 50-jährige Bestehen des Vereins mit, Rainer Engbers ist Lamberti-Mark-Mitglied, seitdem er 18 Jahre alt ist, heute ist er Vorsitzender. Was ihm noch fehlt: ein Kaisertitel
Sein Vater erlebte bereits das 50-jährige Bestehen des Vereins mit, Rainer Engbers ist Lamberti-Mark-Mitglied, seitdem er 18 Jahre alt ist, heute ist er Vorsitzender. Was ihm noch fehlt: ein Kaisertitel

Was macht für Sie das Vereinsleben aus?

Engbers: Es macht unglaublich viel Spaß. Ich lebe und sterbe für unseren Schützenverein! Für ihn gebe ich alles. Das war von Anfang an so. 1977 war ich Jugendkettenkönig, 1998 bin ich Schützenkönig geworden, und letztes Jahr hab' ich beim Sommerfest das Pokalschießen gewonnen. Also, eigentlich habe ich so ziemlich alles durch. Ich war schon Oberst und Fahnenoffizier, und als man mich Anfang 2005 fragte, ob ich nicht den Platz des ersten Vorsitzenden übernehmen wolle, habe ich ohne zu überlegen geantwortet: Ja, mach' ich! Dabei wusste meine Frau überhaupt noch nichts von ihrem Glück. Inzwischen steht sie voll und ganz dahinter. Dafür feiert sie einfach viel zu gern.

Ist der Kaiserthron dann das nächste Ziel?

Engbers: Wer weiß.

Wie sehr ist Ihr Alltag vom Vereinsleben bestimmt - gerade jetzt vor dem Jubiläum?

Engbers: Seitdem ich erster Vorsitzender bin, organisiere ich das Jubelfest. So bin ich zum Beispiel in diesem Jahr mit Sicherheit schon 70 Mal unterwegs gewesen. Nur für den Schützenverein! Es ist schon extrem. Im Endeffekt muss ich mich um alles kümmern. Ich bekomme zwar sehr viel Hilfe vom Vorstand und von übrigen Vereinsmitgliedern, aber letztlich muss einer die Richtung vorgeben.

Welche Aufgaben haben Sie konkret?

Engbers: Ich muss den kompletten Ablauf des Jubiläums festlegen. Dabei sind auch Fragen zu klären, wie: Welche Vereine laden wir ein? Wie finanzieren wir das Ganze? Besonders im Bezug auf die Finanzen haben wir ganz andere Dimensionen. Mehr als das Fünffache fällt im Gegensatz zum normalen Schützenfest an. Dementsprechend ist die Verantwortung auch größer. Schlussendlich sind wir vier Leute vom geschäftsführenden Vorstand, der erste und zweite Vorsitzende, der Kassierer und der Schriftführer, die für den Schützenverein gerade stehen. Wir sind auch beim Amtsgericht eingetragen und haften mit Haus und Hof, falls die Finanzen zum Schluss nicht mehr stimmen.

Was bedeutet Ihnen persönlich das Jubiläum?

Engbers: Ich bin stolz darauf, als erster Vorsitzender das 100-jährige Bestehen ausführen zu dürfen. Also begrüße ich praktisch an der Spitze des Vereins unsere Gäste. Wenn am Sonntag der Sternmarsch beginnt, werden schätzungsweise 1500 bis 2000 Leute da sein, und dann stehe ich vor ihnen und präsentiere den Schützenverein Lamberti-Mark. Darauf bin ich ziemlich stolz, muss ich wirklich zugeben.

100 Jahre Lamberti-Mark - eine Erfolgsgeschichte?

Engbers: Der Schützenverein ist stetig gewachsen. Während der Kriegsjahre konnte man natürlich keine Schützenfeste feiern, aber der Zusammenhalt war immer da. Nach 1945 ist Lamberti-Mark wieder auferstanden. Es kamen immer neue Mitglieder hinzu, und inzwischen sind wir bei 450 bis 460 Mitgliedern. Es macht Spaß zu sehen, dass jedes Jahr auch Jüngere eintreten. Wenn ich überlege, vor 25 Jahren lag die Mitgliederzahl bei 320. Heute sind es über 100 Schützen mehr. Also, man sieht auch, dass der Nachwuchs da ist.

Wie erklären Sie sich, dass in den letzten Jahren so viele Mitglieder hinzugekommen sind?

Engbers: Wir sind einfach fest in der Stadt Ochtrup verwachsen. Unser Bezirk liegt im Schatten der Kirche, und allein schon durch den Namen sind wir besonders stark mit der Gemeinde verbunden. Wenn wir nicht mit der Zeit gehen würden, hätten wir keine Chance bei den Jugendlichen. Wenn der Verein vor 25 Jahren stehen geblieben wäre, dann stünden wir heute nicht da, wo wir sind. Eine gute Führung muss dem Nachwuchs zeigen, dass der Verein aktiv ist, ihnen etwas bietet und sie integriert. Die Jugendlichen motivieren sich zudem auch gegenseitig. Alle Bekannten und Freunde, die mal mitgefeiert haben, kommen in den meisten Fällen wieder. Sie sehen: Es tut sich was. Und damit meine ich nicht nur das Schützenfest oder die übrigen Aktionen. In den letzten eineinhalb Jahren haben wir den Schützenplatz und die Festwiese gekauft und damit 11 000 Quadratmeter gewonnen. Ohne unsere Mitglieder und kontinuierliches Sparen wäre das nicht gegangen. Jetzt können wir sagen: Das gehört uns!

Was wünschen Sie dem Verein für das Jubiläum und für die Zukunft im Allgemeinen?

Engbers: Das Wichtigste für die Festtage ist, dass alle gesund bleiben und dass kein Unglück passiert. Außerdem sollte das Wetter mitspielen, so dass möglichst viele Ochtruper die Zeit genießen können und sehen, was der Schützenverein Lamberti-Mark auf die Beine gestellt hat. Im Allgemeinen wünsche ich mir, dass die Mitgliederzahlen weiter steigen. Auch wenn man einiges verändern kann, sollte man die Tradition, die 1908 begann, nicht vergessen. Das Alte ist nicht immer schlecht. Oftmals ist es gut, manches zu verbessern, aber das Grundgerüst sollte bleiben. Damit meine ich die Gemeinschaft und das Zusammenhalten aller Mitglieder. Ohne diesen Schützengeist lohnt es sich nicht, im Verein zu sein.

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