Hallo, Herr Kaiser! Engbers hat es geschafft
Tageblatt für den Kreis Steinfurt (08.07.2008)
Rainer Engbers sagte kein Wort. Er jubelte nicht, er schrie nicht, sein Gesicht zeigte keine Regung. Da war nur diese eine Geste: Er drehte sich zum Publikum und hob die Arme. Für Sekunden. Solche Momente sagen manchmal so viel mehr. Rainer Engbers genoss den Moment, saugte die Sekunden in sich auf, in denen der Triumph noch wirkte. Dann drückte ihn der erste Gratulant mit einer krachenden Umarmung an sich.
Es war 13.11 Uhr als am Montag der Vogel im Austeresch splitternd von der Stange rauschte. „Etwa 160 Schuss" hatte Schießwart Alfred Wortmann gezählt, und mit dem letzten hatte sich Rainer Engbers einen Traum erfüllt: Der erste Vorsitzende des Schützenvereins Lamberti-Mark ist Jubiläumskaiser. An seiner Seite: Ehefau Maria.
Es war der vorerst letzte Titel in der Sammlung von Rainer Engbers: 1998 war er König, zuvor Jugendkettenkönig, später Pokalkönig, Oberst war er und Fahnenoffizier, seit 2005 ist er erster Vorsitzender, jetzt also auch Kaiser. Mehr geht fast nicht. Das Besondere für ihn: Schon sein Vater Willi Engbers war Kaiser. Der ließ sich 1984 mit seiner Frau Luzie krönen.
Irgendwann entspannten sich die Gesichtszüge des Rainer Engbers, der stille Moment des Sieges hatte längst für die rund 400 Besucher zwischen Bierstand, Kapellenpavillon und Festzelt Platz gemacht. Der Festvorstand ließ den Kaiser hochleben. „Man kann nicht sagen, wie man sich währenddessen fühlt", sagte er über das Schießen. „Angespannt war ich nicht", behauptete er. Kann Mimik so sehr täuschen?
Bei Alfred Timmermeester, König von 1976, jedenfalls nicht: „Ich bin enttäuscht", gab der erste Platzwart, der seit 45 Jahren Mitglied im Lamberti-Mark-Vorstand ist, unumwunden zu. Er zählte neben Rainer Engbers, dem zweiten Vorsitzenden Hermann Ehling (König 1990) und dem zweiten Gerätewart Norbert Dörken (2004) zu den vier Anwärtern. Seine gute Laune war damit aber nicht klein zu kriegen: „Heute Abend feiern wir schön", sagte der 62-Jährige, der sowohl den Königs- als auch den Kaiservogel selbst gebaut hatte. „Das ist kein Vorteil", sagte Alfred Timmermeester übrigens auf Nachfrage.
Etwas Ernüchterung lag auch bei Norbert Dörken und Hermann Ehling in der Luft. „Aber das legt sich schnell", sagte Dörken. „Es wäre natürlich das i-Tüpfelchen gewesen, gerade im Jubiläumsjahr." Auch Hermann Ehling, seit sechs Jahren zweiter Vorsitzender, hatte sich den Titel gewünscht. „Wenn man am Schießstand in der Reihe steht und es nicht schafft, ist man natürlich enttäuscht", sagte er. Aber mit verblüffender Einfachheit legte er die Gesetzmäßigkeit des Kaiserschießens dar: „Kaiser wird der, der den Vogel herunterholt."