„Das war ein tolles Gefühl"
Tageblatt für den Kreis Steinfurt (26.05.2008)
Goldene Krone auf weißgefiedertem Haupt und ein imposant ausgestrecktes braunes Flügelpaar - kaum ein anderes Tier erhält in letzter Zeit so viel Aufmerksamkeit wie dieser stolze Adler. Unter den 445 Schützenbrüdern von Lamberti-Mark dürfte ihn jeder kennen. Am 6. und 7. Juli (Freitag/Samstag) hat dieser hölzerne Schicksalsbote wieder seinen ganz großen Auftritt, zumindest solange er noch auf der Stange sitzt. Passend zum 100-jährigen Bestehen entscheidet er dann, wer als nächstes den Kaiser- und wer den Königsthron besteigt.
Zwei, die das hölzerne Tier schon zu Fall gebracht haben, sind die amtierenden Majestäten: König Antonius Brüggemann und Kaiser Willi Scheipers.
Brüggemann erinnert sich stolz: „Als meine Tochter vor zwei Jahren unter der Vogelstange gefragt wurde, wer denn jetzt König sei, hat sie nur zwei Worte gesagt: ,Mein Papa!' Das war schon ein tolles Gefühl." Umso größer war die Freude, weil er schon seit 2000 vergeblich versucht hat, den Thron zu besteigen.
Auch wenn er selbst aus beruflichen Gründen erst 1990 zum Verein stieß, so ist die Mitgliedschaft doch Familientradition. „Für mich war der Beitritt ein Weg zurück zu meinen Wurzeln. Mein Elternhaus steht in diesem Wohngebiet, und mein Vater ist mit 85 Jahren eines der ältesten Mitglieder", erklärt der 52-jährige Polizist.
Kaiser Willi Scheipers blickt auf eine längere Vereinszeit zurück. Der 69-jährige Rentner feierte 1970 seinen Einstand und hat seitdem viele Verpflichtungen erfüllt. So auch 1986 und 2000, als er König beziehungsweise Kaiser wurde. „Am wichtigsten sind der Schützengeist und die Kameradschaft. Wir stehen zueinander", ist er sich sicher. Dabei feierte Scheipers anfangs nur in der Oster, wo sein Vater 30 Jahre lang Vereinsvorsitzender war. Erst durch den Umzug in die Nachbarschaft von Lamberti-Mark stieß er zu diesem Verein. „Die Mitgliedschaft hat mir die Möglichkeit gegeben, den Anschluss zu finden", meint er. „Ja, das Gefühl von Zugehörigkeit spielt eine große Rolle", stimmt Brüggemann zu. Dabei komme es vor allem auf das Verhalten der Schützenbrüder an, ist sich Scheipers sicher: „Wenn der erste aus der Nachbarschaft seine Fahne rausholt, folgen die anderen kurz darauf. Wir ziehen uns gegenseitig mit!" Genau dieses Verhalten sei auch der Schlüssel dafür, dass der Verein weiterhin alle Altersgruppen anspreche.
Und welche Rolle spielen die Frauen? Da sind sich beide einig. Brüggemann: „Ohne unsere Frauen geht es nicht. Schließlich ist der Verein freizeitbestimmend." Und Scheipers fügt schmunzelnd hinzu: „Auch wenn ich sie manchmal überreden musste."