Budenzauber wie früher
Westfälische Nachrichten (03.12.2023)
Es war eine von jenen Ideen, die bei einem gemütlichen Bier an der Theke entstehen: „Irgendjemand hatte den Einfall, man könne den Abriss unseres Festbogens doch wunderbar mit einem kleinen Weihnachtsfest verbinden. Es war natürlich sofort klar: Das machen wir", erinnerte sich Hermann Wilger von der Bogengemeinschaft III des Schützenvereins Lamberti-Mark. Und so habe man den Festbogen am Lambertiweg halt noch etwas stehen lassen.
Am Samstag ließ die Bogengemeinschaft der Idee dann Taten folgen: Glühweinstand, frische Waffeln, kostenloses Popcorn für die Kinder, Pikantes vom Grill und aus der Pfanne, erfrischende Getränke und festliche Musik - die Organisatoren hatten wirklich an alles gedacht. Selbstverständlich auch an den Nikolaus und Knecht Ruprecht.
„Wir freuen uns, dass das alles so gut geklappt hat", sagte Hermann Wilger und bedankte sich in diesem Zuge vor allem beim Ochtruper Männerchor, der nicht nur für eine musikalische Untermalung, sondern auch für die Versorgung der Gäste mit Glühwein sorgte.
Im Vorfeld hatte die Bogengemeinschaft klar gemacht, dass es sich bei dem anstehenden Weihnachtsfest nicht um eine vereinsinterne Feierlichkeit handele und dass ausdrücklich jeder eingeladen sei, der Zeit und Lust auf ein paar gemütliche Stunden habe. Dass sich aber bereits eine Stunde nach Festbeginn rund 200 Menschen auf dem Endstück der Straße tummelten, damit hatte im Vorfeld wohl niemand der Organisatoren gerechnet. Auch Hermann Wilger kam aus dem Staunen nicht heraus: „Wir haben ganz optimistisch für ungefähr 200 Leute eingekauft. Getreu dem Motto: ,Besser zu viel als zu wenig'." Für den Fall, dass die Vorräte ausgingen, habe man aber auch noch zusätzlich einen heißen Draht, fügte er augenzwinkernd hinzu.
Tatsächlich ging das Konzept „Weihnachtsfest unterm Festbogen" auf bewundernswerte Weise auf: Eine ungezwungene, heitere Weihnachtsatmosphäre gepaart mit Getränken und Speisen zum Selbstkostenpreis ließen den „Geheimtipp Lambertiweg / Ecke Rosenstraße" zu einer gelungenen Veranstaltung werden, die es so in Ochtrup wohl noch nicht gegeben hat.
Manch einer fühlte sich gar an alte Zeiten erinnert: „So schön war es auf dem Ochtruper Weihnachtsmarkt früher auch", erzählte eine Besucherin. Sie sah das Weihnachtsfest der Bogengemeinschaft daher auch als eine Art von Protest: „Beim Weihnachtsmarkt in der Stadt geht es doch nur noch ums Geld. Da gehe ich doch lieber hier hin, wo ich weiß, dass es von Herzen kommt."
Von einer „Protestveranstaltung" wollte vonseiten der Organisatoren niemand sprechen. Kritik an der Weihnachtsmarkt-Organisation der Veranstaltungs- und Werbegemeinschaft Ochtrup (VWO) kam aber dennoch auf: „Mit den hohen Standplatzgebühren wurden die Ochtruper Vereine praktisch ausgebootet", erklärte Hermann Wilger. Ob das nun von der VWO so beabsichtigt gewesen sei oder nicht, vermöge er nicht zu sagen. Dennoch sei aber klar, dass es früher immer die Stände der Vereine gewesen seien, die das Fundament des Weihnachtsmarktes dargestellten und für Publikum auf dem Weihnachtsmarkt sorgten. „Die Besucherzahlen auf dem diesjährigen Weihnachtsmarkt haben das ganz deutlich gezeigt", so Wilger.